a member„Das Schicksal wird es schon richten!“ So oder ähnlich hatte Horst doch geantwortet auf meine Frage, wie ich das Problem mit Peter lösen sollte. Ich lag ganz entspannt auf dem großen Bett, den einen Arm abgewinkelt unter meinem Kopf und streichelte mit der anderen meinen Bauch, wobei sie noch die eine oder andere etwas klebrige Stelle fand.
Ich schaute durch das große Fenster dem aufgekommenen leichten Sommerabend-Wind zu, wie er mit den Baumwipfeln spielte.
Horst war wieder da und reichte mir ein Glas.
„Du wolltest mir noch etwas sagen, Horst!“ „So?“ er zog die Augenbauen hoch „Was wolltest du noch wissen“ „Was Schicksal ist!“ Meine Antwort folge sofort.
Horst nahm einen guten Schluck aus seinem Glas und rutschte so nach oben, dass er am oberen Bettrand sitzen konnte.
„Oha….!“ Er griff an sein Kinn. Oft hatte ich diese Geste bei ihm nicht gesehen. Seine Antworten kamen eigentlich schnell und gut formuliert und zeugten von Weisheit und Erfahrung. „Da gibt es verschiedene Antworten, ich sag dir mal, was ich denke.“ „Bitte, Horst!“ Ich rutschte an ihn, so dass sich unsre Körper berührten und diese Situation brachte mir sofort ein Erlebnis aus meiner Kindheit zurück. Entweder mein Vater oder meine Mutter saßen auch so auf meinem Bett und lasen mir noch eine „Gute-Nacht-Geschichte“ vor. Und dabei schmiegte ich mich auch ganz nah an.
Jetzt aber wartete ich nicht auf eine Geschichte, sondern auf etwas, was mich mit einen Problemen weiterhelfen sollte.
„Es gibt Menschen, die sagen: ´Alles was in deinem Leben passiert, ist Zufall`. Andere wiederum sagen: `Mein Gott ist derjenige, der darüber entscheidet, was passiert und wie es mir geht`. Und es gibt eine ganze Menge verschiedener Götter.“ Horst machte eine Pause. „Ich denke, dass es eine mir nicht bekannte Macht gibt – ob Frau oder Mann, ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht, wo sie wohnt, diese Macht.“ Horst schaute an die Zimmerdecke. „Aber sie dreht an dem großen Rad, meinem Rad, meinem Lebensrad.“ Horst schwieg wieder eine Weile. „Ich denke so, weil ich bei vielen meiner Erlebnissen oder Ereignissen absolut kein Verständnis dafür hatte, warum dies jetzt oder warum dies mir passiert.“ Horst nahm einen Schluck. Ich spürte irgendwie, dass er an ganz bestimmte Erlebnisse dachte. Sicherlich sehr einschneidende. „Es hat manchmal nicht lange gedauert, bis mir klar wurde, warum dies so passiert ist, wie es passiert ist. Aber….“ Horst musste schlucken. Ich merkte, wie ihm das Sprechen schwer fiel. Ich rührte mich nicht. „Aber manchmal wartet man auch lange auf eine Antwort. Und manchmal….erfährt man sie nie!“ Horst setze sich jetzt aufrecht hin. „Weißt du: Das höchste Ziel eines Menschen ist es, in diesem doch sehr kurzen Leben glücklich zu sein beziehungsweise zu werden. Glück ist sehr unterschiedlich. Die einen sehen es darin, einiges zu besitzen und Reichtümer zu haben, andere, ihre Leben ganz in den Dienst an anderen zu stellen. Für mich ist höchstes Glück, meine Gefühle mit jemandem teilen zu können, mit ihm Körpernähe zu empfinden, mit ihm viel zu erleben und jeden Tag zu genießen.“ Pause . „Ich habe so etwa mit 16 oder 17 Jahren gemerkt, dass ich dies am liebsten mit einem Mann tun würde. Aber das Schicksal hat es mir nicht gegönnt!“ Ich sah mit Erschrecken Tränen in Horsts Augen. „Es hat mir sehr viele Steine in den Weg gelegt, mein Glück zu finden. Ob Eltern, Freunde oder andere Umstände - es war bis heute nicht möglich!“ Er streichelte mit der Hand meinen Kopf, zog kurz seine Nase nach oben und sagte langsam und leise „Bis heute…. Jahrzehnte später…! Jetzt weiß ich es!“ Er küsste mich auf die Stirn „Jetzt weiß ich, warum ich jahrelang auf die Antwort gewartet habe – Ich liebe dich!“ Und er zog mich ganz nahe an sich heran, hielt mich ganz fest. Ich fühlte mich geborgen und merkte, dass auch mir Tränen in die Augen kamen….