a member„Ach du Sch….“ Flüsterte Peter und hielt dann seinen Zeigefinger vor seinen Mund. „Peter!? Bist du da?“ kam es wieder von unten. „Ja….! Bin im Bad! Moment!“ „Ok, lass dir Zeit, ich geh dann noch schnell was zum Abendessen einkaufen. Bis bald!“ Bei Peter löste sich sichtlich die Spannung, seine Schultern senkten sich, sein Kopf fiel regelrecht in seine Hände. „Puuuuuuh!“ mehr kam nicht. „Lass uns anziehen und in dein Zimmer gehen!“ Noch während ich diesen Vorschlag machte, griffen wir unsere Klamotten „Moment noch!“ mahnte Peter „Ich muss mich noch sauber machen!“ Und er setzte sich noch mal auf die Toilette.
Wenig später waren wir brav gekleidet auf dem kleinen Sofa in Peters Zimmer. „Das war knapp!“ meinte Peter „aber…..sehr schön!“ und er küsste mich auf die Wange.
„Sag mal….was würde denn passieren, wenn deine Mutter uns nun erwischt hätte?“ „Hä…..?“ Peter richtete sich auf „Kannst du dir das nicht vorstellen? Was für ne blöde Frage!“ Ich wollte mich gerade entschuldigen als Peter anfing. „Schwuler Sohn – krank – abartig – anormal – eine Schande für die Familie – die können sich nicht mehr auf der Straße sehen lassen……!“ Peter hörte gar nicht mehr auf, aufzuzählen, welche Folgen das haben wird. Und ich kannte das alles. Das war so in den Köpfen der Alten. Beziehungsweise sie mussten so sein, so handeln, so reden, um nicht in „Verdacht“ zu geraten, etwa selbst schwul zu sein oder zumindest Homosexualität zu tolerieren.
Dabei fiel mir gerade ein, dass Horst (ach…Horst….?) mir mal erzählt hatte, dass es in den Hochkulturen der Griechen und Römer selbstverständlich war, dass sich meist die vermögenden Herren Jungs zum Spaß in ihr Haus oder in eines der zahlreichen Badehäuser bestellten und sich mit ihnen vergnügten. Die Darstellung von männlichen Geschlechtsteilen an Statuen von jungen Männern war ganz selbstverständlich. Man zeigte eben, was man hatte. Das hat sich erst viel viel später geändert. Da wurde dann Homosexualität nicht mehr „salonfähig“ und so beschimpft, wie es Peter eben gesagt hatte. Dazu passt auch – hatte wieder Horst mal erzählt – dass irgendwann mal ein Papst befohlen hatte, die sichtbaren Geschlechtsteile an den unzähligen Statuen, die im Vatikan aufgestellt und von ganz besonderen und berühmten Meistern geschaffen wurden, abzuschlagen. Diese Darstellungen seien nicht zu akzeptieren.
„Ja, das kenne ich auch!“ Ich überlegte kurz, ob ich es Peter erzählen sollte. Und dann gab ich mir einen Ruck „Ich…ich habs meiner Mutter erzählt!“ Peter sprang vom Sofa auf. „Waaaas hast du?“ „ich habe es nicht mehr ausgehalten und ich hab einfach eine gute Gelegenheit genutzt und es ihr erzählt.“ „Und was genau?“ Peter setzte sich wieder und atmete deutlich hörbar aus. Ich erzählte ihm, dass ich sehr unglücklich war, als er angerufen und unsere Freundschaft gekündigt hatte. Das hatte meine Mutter mitbekommen und mich im Zimmer weinend vorgefunden. Und das war dann die Gelegenheit, ihr zu sagen, dass ich ihn liebe. Es war eine unendliche Zeit Schweigen. Ich sah, wie es in Peters Kopf arbeitete, wie er überlegte, wie er nachdachte, ab und zu den Kopf schüttelte und dann fragte „Und … was hat sie gesagt?“ Klar, das wusste ich, diese Frage musste kommen! Wenn man sich schon durchrang, es zu erzählen, zu „gestehen“ (als hätte man eine schwere Straftat begangen), war man natürlich irre gespannt auf die Reaktion. Klar dass die Peter auch erfahren wollte. „Es war…“ ich überlegte ein wenig und suchte das richtige Wort „…überraschend!“ Der Ausdruck passt genau! „Ja, das war es“ fuhr ich einfach fort „Meine Mutter sagte erst gar nichts, schaute mich an, sagte, dass sie sich irgendwie so etwas schon gedacht hätte und fragte nur `Bist du glücklich?`“ Peter schwieg weiter. „Ja, habe ich gesagt! Und dann hat sie mich in den Arm genommen und mir versichert, dass sie es dann auch sei. Nur….“ Ich schaute zu Peter und sah, dass er Tränen in den Augen hatte. Vielleicht…vielleicht war es deswegen, weil er sich das genau so mit seiner Mut
a member… in den Augen hatte. Vielleicht…vielleicht war es deswegen, weil er sich das genau so mit seiner Mutter wünschte. „Was…nur…?“ er wollte die ganze Geschichte hören. „´Nur….´ sagte meine Mutter `Papa darf das nie erfahren!`“ „Danke“ sagte Peter – eher kleinlaut – „dass du mir das erzählt hast. Aber ich glaube, ich kann das nicht! Ich beneide dich um deine Mutter. Ich finde sie toll!“ „Aber“ ich wollte das nicht so stehen lassen „aber vielleicht ist deine genauso? Vielleicht ahnt sie auch etwas. Du weißt doch, das hatten wir schon mal `Mütter wissen mehr als sie sagen`! Vielleicht solltest du mal…“ „Nein!“ Peter sprang auf. „Das werde ich nicht! Ich kann das nicht….!“ Peter setzte sich auf meine Beine, schlang seine Arme um mich und heulte….. Peter heulte…..! Es war ein einschneidendes Erlebnis. Peter der Starke! Peter weinte. Ich sah einen Freund mit ganz anderen Augen!
„Peter…?! Ich bin wieder da!“ Seine Mutter riss uns aus der Umarmung. Peter stand auf, rieb sich die Augen, öffnete die Tür und rief nach unten „Soll ich dir was helfen? Ich hab Besuch und wir überlegen gerade, was wir an meiner Geburtstagsfeier so machen wollen!“ „Dann lasst euch nicht stören!“ rief sie zurück. Und mir fiel ein: Ach ja, Peter hatte nächste Woche Geburtstag! Er wurde 16 – drei Wochen vor mir!