a memberDer Wecker klingelte, ich rieb mir die Augen. Geträumt? Hatte ich was geträumt? Ich konnte mich an nichts erinnern. Ich krabbelte aus dem Bett und ging ins Bad nebenan. Dass ich morgens einen Steifen hatte, muss ich ja nicht gesondert erwähnen. Unterhose runter, Wasser an, pinkeln und unter die Dusche. Normal spielte ich morgens gerne unter den Wasserstrahlen an meinem Schwanz, aber heute wollte ich das irgendwie nicht.
Abtrocknen, die vollgesiffte Unterhose in die Wäschetonne und ab in mein Zimmer anziehen.
„Kommst du?“ Meine Mutter rief schon, sie hatte, wie jeden Morgen, ein kleines Frühstück vorbereitet. Sie mochte mich sehr. Ja, ich war ihr Lieblingssohn – war ja auch ihr einziger!
Und als ich die Treppe hinunterging fiel mir alles wieder ein. Ich war ihr einziger und wenn der dann schwul war…. Oh Gott….keine Mädels im Haus….keine Schwiegertochter… keine Kinder. Da geriet der armen Mama ihr ganzes Zukunftsbild ins Wanken. Ich war verzweifelt, hin- und hergerissen!
„Guten Morgen, Mama!“ „Guten Morgen. Du siehst wieder besser aus als gestern Abend! Ich hab mir noch Gedanken gemacht, was mit dir los ist!“ Sie schaute mich mit ihrem fürsorglichen, gleichzeitig fragenden Lächeln an „Ist alles klar mit dir? oder…gibt’s da vielleicht jemand….?“ Mir stockte der Atem, der Kakao schien mir im Hals stecken zu bleiben, gleichzeitig schoss mir das Blut in den Kopf. „Mama, was soll das? Wie kommst du da drauf?“ fragte ich etwas ärgerlich „Na ja, Papa meinte gestern Abend ja auch, dass es langsam Zeit wird und du vielleicht ein Mädchen kennen gelernt hast und….!?“ „Hör auf mit dem Quatsch, Mama! Da ist nix!“ Ich stellte, wohl etwas heftiger, meine Tasse auf den Unterteller, nahm das letzte Stück von dem Toastbrot in den Mund, schnappte meine Tasche und warf meiner Mutter mit vollem Mund ein „Bis heute Nachmittag, tschüss!“ hin, bevor ich das Haus Richtung Bus verließ.
Was Mütter alles so ahnen, dachte ich mir. Ich und ein Mädchen….. Wenn die wüssten…!!! Und da kamen sie wieder – die ganzen Gedanken mit „Wenn“ und „Falls“ und „Was dann“ und….
Ein Schlag auf meine rechte Schulter riss mich zurück. „Moin! Alles klar?“ Ich drehte mich um und schaute in Peters Augen. “Ja, alles klar. Guten Morgen!“ „Guten Morgen? Wieso so hochtrabend? Ist was?“ „Ach… Ich meine nur….Sag mal, mir kommt es so vor, als hätten Mütter einen siebten Sinn. Also meine Mutter scheint meine Gefühle erkennen und in meinem Gesicht ablesen zu können. Sie hat doch tatsächlich heute Morgen gefragt, ob ich ein Mädchen kennen gelernt hätte, weil ich gestern so nachdenklich ausgesehen und nur wenig gegessen hätte!“ „Hmm“ brummte Peter „ich glaube ja - die können das! Da, der Bus!“ Wir stiegen ein.
Es waren nur fünf Stationen bis zur Schule und wir sprachen nichts miteinander.
An der Schule die übliche Begrüßung der Freunde und Klassenkameraden und dann ging´s los mit Mathe und Deutsch und Englisch und Bio. Und am Nachmittag noch 2 Stunden Sport.
Ab und zu ertappte ich mich in den Stunden, dass ich nicht „bei der Sache“ war und meine Gedanken ganz wo anders herumirrten, nur nicht im Unterricht. Und des öfteren schaute ich zu Peter, der zwei Reihen links vor mir saß. Einmal schaute er zur gleichen Zeit zurück und unsere Blicke trafen sich. Es fühlte sich an wie ein Blitz und genauso schnell huschte ein Lächeln über sein Gesicht.
Und ein anderes Mal führten meine Gedanken dazu, dass ich eine Hand über meinen Schritt legen musste, damit mein Nachbar nicht sah, dass mein Schwanz steif und hart war.
Ja, ich musste mich zusammenreißen und jetzt dem Unterricht folgen. Nach dem Sport hatte ich Zeit, wieder mit Peter zu reden….!