Eugen - Teil 2: Die Planung

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P*********m
Die nächsten Tage hatte ich einiges zu grübeln. In der Schule passte ich nicht besonders auf, aber an den letzten beiden Schultagen vor Weihnachten war das den Lehrern egal.
So wie Eugens Augen geglänzt hatten, als er von seinem Nachbarn erzählte, ging ich davon aus, dass er es mit ihm probieren wollte. Hier im Dorf durfte das auf keinen Fall rauskommen.
Wenn das der Fall würde, könnten Eugen und seine Eltern wegziehen. Spott, Häme und auch Ausgrenzung durch die Dorfgemeinschaft wären sicher. Das war nicht einmal nur Sexismus. Man durfte einfach nicht weit von Norm und Durchschnitt abweichen. Auch die Familie mit dem Lottogewinn war damals weggezogen, weil alle ihnen plötzlich unterstellten, sie hielten sich jetzt für was Besseres und sie schnitten.
Für den Nachbarn sah ich da weniger Risiko. Am Stammtisch würde das vermutlich als Jagderfolg durchgehen. „Haha, hast den Schwuchtel-Bub vom Nachbarn g’fickt.“ Runde Schnaps und gut.
Ich wartete also mit Spannung auf Eugens Entscheidung und die kam dann nach den Feiertagen, so wie ich es erwartet hatte. Er wollte es mit dem Nachbarn machen.
Ich holte ihn also unter dem Vorwand ab, in der Stadt ins Kino zu gehen. Seine Mutter hatte frei, war zuhause und das alte Bauernhaus äußerst hellhörig. So knatterten wir im eiskalten Käfer in die Stadt. Er war ganz aufgeregt und zappelte auf dem Beifahrersitz herum. „Ich weiß es jetzt,“ verkündete verzückt, „ich geh zu ihm hin. Ich geb’ mich ihm hin.“
„Jetzt mal langsam,“ versuchte ich ihn zu bremsen, „vor Dreikönig gehst du nirgends hin. Es sind Ferien, die Fabrik hat zu, fast alle sind jetzt daheim. Was meinst du was passiert, wenn jemand spitz kriegt, dass du, wie war das? Ach ja, dich dem Nachbarn hingeben willst.“ Er glotzte mich an. „Mann, bleib auf dem Teppich!“ schimpfte ich. „Du willst nicht, dass ich es mit ihm mache?" fragte er. „Es ist mir vollkommen egal, mit wem du vögeln willst,“ maulte ich ihn an, „aber ich lasse nicht zu, dass du dich dabei wie ein Idiot benimmst und dich zum Dorftrottel machst.“ Er schaut mich verständnislos an. „Schau,“ sagte ich ruhiger und setzte ihm meine Überlegungen der letzten Tage auseinander. Allmählich kam er runter von seinem Trip. „Daran hatte ich gar nicht gedacht.“ sagte er kleinlaut. „Dafür hast du ja mich.“
Damit fuhren wir auf den Parkplatz. Wir gingen in die Nachmittagsvorstellung von Lethal Weapon. Den hatte mittlerweile fast jeder gesehen und so war das Kino so gut wie leer. Wenn wirklich jemand fragen würde, wollte ich behaupten, dass ich die Sprüche von Riggs super cool fand. Das wäre plausibel und akzeptabel gewesen, wurde letztlich aber nicht notwendig.
Im Kino konnten wir uns dann ungestört unterhalten. Es war laut genug, dass wir keinen störten, aber auch keiner mithören konnte. „Also,“ fragte ich, „wie stellst du dir das vor?“. Er hatte keine Idee, wie er auf den Nachbarn zugehen sollte, was er mit dem Geschenk anfangen sollte, wie er sich jetzt überhaupt zu ihm trauen sollte. „Erste Regel,“ sagte ich, „nichts schriftliches. Keine Briefchen, keine Zettelchen, keine Notizen, gar nichts. So Zeug kann rumliegen und wenn es die falschen sehen, hast du verloren.“ Er nickte. „Das ist dir wirklich klar und du hältst dich daran?“ Nochmal ein Nicken.
„Ok,“ sagte ich, „dann lass uns überlegen, wie es weitergeht.“
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P*********m
Wir mussten ein paar Minuten warten, bis das Geballer aus dem Hubschrauber aufhörte. Dann diskutierten wir, dass er dem Nachbarn bald seinen Wunsch „sich ihm hinzugeben“, ich konnte nicht anders, als immer wieder über diesen Ausdruck zu grinsen, also, dass der es möglichst bald erfahren sollte. Ein Zeichen vom Fenster aus war nicht ausgemacht, außerdem würde das wahrscheinlich seine Frau mitkriegen. „Vielleicht weiß die ja Bescheid.“ gab ich zu bedenken , die Alte vom Sommer im Sinn. „Wie kommst du da drauf?“ staunte er. „Ach,“ ich überlegte schnell, „das Mieder ist ja nicht neu, das ist ja wohl von ihr.“ Wir verwarfen diese Möglichkeit. Schriftliche Nachrichten hatte ich von vorn herein ausgeschlossen. Blieb nur, „Du musst hingehen,“ sagte ich, „du hilfst doch sowieso öfters auf dem Hof mit. Das fällt nicht auf.“ Er könne das nicht beharrte er, ich solle für ihn hingehen. „Wie stellst du dir das vor?“ fragte ich ihn verärgert, „Ich war noch nie bei denen am Hof. Soll ich da hingehen, an die Stalltür klopfen und rufen – Hallo, mein Freund Eugen möchte sich vom Bauern durchvögeln lassen?“ Seine Ängstlichkeit nervte mich jetzt. Dabei hatte ich aber auch zur Vorsicht gemahnt. Es war echt schwierig.
Wir überlegten noch eine Weile herum und als Riggs und Murtaugh den letzten Bösewicht erschossen hatten, hatte Eugen mich rumgekriegt und ich hatte zugesagt, dem Nachbar die Nachricht zu überbringen.
Auf der Rückfahrt hatten wir nichts gesprochen, bis ich aus Jux fragte, „Sag mal, das Mieder, hast du das mal anprobiert?“. Ich wäre fast vor Lachen in den Graben gefahren, als er wieder einen hochroten Kopf bekam.
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