a memberWie gerädert stand ich im Bad vor dem Spiegel. Es war eine schlimme Nacht. Was hatte sich mein Gehirn da so zusammengebraut? Oder war es nicht einfach eine logische Folge? War es nicht verständlich, dass Peter so brutal sauer war und mich diesem älteren Mann mit dem riesigen Schwanz ausgeliefert hatte?
Aber wie jetzt weiter?
Ich zog Grimassen vor dem Spiegel und es kamen Grimassen zurück. Nach einem Lächeln war mir keinesfalls zumute.
„Kann ich heute nicht zu Hause bleiben? Mir geht’s nicht gut!“ Meine Mutter schaute mich etwas verwundert an. „Was fehlt dir denn? Kopfweh? Bauchweh…?“ „Ich weiß es nicht so genau… Vielleicht bekomme ich eine Erkältung!“ Meine Mutter wollte das nicht so einfach hinnehmen und schmierte weiter meine Pausenbrote „Wir haben heute nur 3 Stunden und 2 Stunden Sport. Da kann ich sowieso nicht mitmachen!“ Und ich zog alle Register und änderte meine Stimmlage „Bitte…..!“ Sie schnitt die nächste Brotscheibe nicht mehr ab, kam auf mich zu, legte die flache Hand auf meine Stirn und meinte „Fieber hast du nicht. Aber wenn es nur 3 Stunden sind…..!“ Innerlich jubelte ich schon „…dann leg dich ins Bett. ich mach dir einen Tee und du bleibst gut zugedeckt liegen!“ „Klar, mach ich. Danke Mama!“ Sie war halt einfach die beste, auch wenn sie nicht wusste und wahrscheinlich auch nie erfahren wird, warum es mir nicht so gut ging. Ich drehte mich um, rief ein „Danke Mama!“ nach hinten und musste mich schwer beherrschen, nicht vor lauter Freude die Treppenstufen hoch zu springen! Dann lag ich wieder in meinem Bett.
Auch wenn ich noch sehr müde war, an Schlafen dachte ich nicht – konnte ich auch gar nicht! Was wird Peter denken, wenn ich nicht zum Unterricht kam? Was wird Renate denken, wenn sie mich nicht sieht? Ich stellte mir vor, wie Peter zum Bus ging und mich nicht traf, wie er die Schule erreichte und mich nicht sah und mich im Klassenzimmer vermisste. Vermisste?? Vielleicht auch nicht! Vielleicht war er ja so sauer, dass er mir die langjährige Freundschaft, die schon seit Kinderzeiten dauerte, kündigte! Nein! Das durfte nicht sein! Peter war mein bester Freund und wir hatten super schöne Erlebnisse zusammen gehabt und wussten alles voneinander. Und schließlich… war er der erste, mit dem ich was hatte! Im Schwimmbad… in der Kabine! Und es könnte immer noch so schön sein, wenn nicht… ja wenn nicht dieser Horst in der Kabine neben uns gewesen wäre und uns beobachtet hätte! Dieser Horst… dieser…! Ja, was war er denn? War es mein neuer Freund? War es mein Geliebter (was ein blöder Ausdruck!)? War es nur ein Mann, mit dem ich jetzt mal Spaß hatte? Ich erkannte, dass diese Frage der Schlüssel war zur Lösung meiner Probleme. Zur Lösung meiner…. „So, hier ist dein Tee! Trink ihn aber noch heiß! Ich gehe dann. Gute Besserung!“ Meine Mutter hatte eine Halbtagsstelle in einer Arztpraxis. „Vielen Dank, Mama!“ Es fiel mir nicht schwer, eine etwas kränkliche Stimme zu gebrauchen. Sie ging und ich war mit meinen Fragen wieder alleine…..!