a memberWir lagen noch eine ganze Zeitlang nebeneinander. Ich hatte das Bedürfnis, Horst zu streicheln und so glitt meine Hand seinen Bauch entlang und blieb immer mal wieder an seinen Nippeln hängen. Horst hatte einfach die Augen geschlossen und genoss meine „Behandlung“.
In Zwei Wochen feierte ich meinen 16. Geburtstag und wir sprechen von 1965. Eine Zeit, in der sich niemand öffentlich zu seiner Neigung bekennen durfte und konnte. Ich konnte mir nur annähernd vorstellen, wie es Horst ging, der ja noch ein ganzes Stück älter war und seine Bedürfnisse schon so lange hinten anstellen musste. Irgendwann werde ich ihn fragen, wie es war, als er entdeckte, dass ihn Männer mehr interessierten. Irgendwann werde ich es wissen wollen, wie er mit seinen Freunden umging und irgendwann wird er mir erzählen, wie es ihm heute geht. Viel geändert hatte sich in der Zwischenzeit ja bestimmt nicht. Immer noch drohten der Staat und die Kirche. Ärzte hielten diese „Annormalität“ für heilbar (Man wisse genau, wo man im Gehirn operieren müsse, mittlerweile könne man das Sexualzentrum genau bestimmen!) Und jemandem etwas sagen? Freunden etwa – keinesfalls!!! Oder Eltern…?
Oh Gott – Eltern! Ich hatte doch versprochen zum Abendessen wieder zu Hause zu sein. Ich schnellte nach oben und suchte erschrocken die kleine Uhr auf dem Nachttisch. 19.15 zeigte sie. „Horst!“ ich stieß ihn leicht in die Seite „Horst! ich muss sofort los!“ Horst drückte sich auf die Ellenbogen „Warum denn so eilig?“ „Ich hab die Zeit vergessen…. hätte um 19 Uhr schon zu Hause sein müssen… hatte versprochen zum Abendessen da zu sein!“ Ich stotterte diese Sätze während ich meine Klamotten vom Boden aufhob und sie schnell überstreifte.
„Ich hoffe, Du bekommst keinen Ärger!“ wünschte mir Horst, der inzwischen auch aufgestanden und seinen Bademantel angezogen hatte „Ich muss halt was erfinden…!“ folgerte ich und gab Horst einen flüchtigen Kuss. „Tut mir leid!“ rief ich noch auf der Treppe ihm nach. Ich nahm gleich drei Stufen auf einmal, erreichte die Tür, nahm mein Fahrrad und erreichte das Tor, als es sich schon ein Stück geöffnet hatte.
Die Strecke ging abwärts und so kam ich recht schnell nach Hause, während mein Gehirn nach einer Begründung für meine Verspätung suchte. Jemand getroffen….ein Unfall beobachtet… ein Brand gesehen…. Alles Quatsch, so was stünde doch morgen in der Zeitung! Und die las mein Vater sehr gründlich!
Ich war da, lehnte mein Fahrrad gegen die Wand und stürmte hinein. „Tut mir leid!“ (schon wieder!) rief ich, als ich in die Küche kam und meine Eltern am Tisch sitzen sah. „Macht nix, Papa kam auch eben erst von der Arbeit!“ antwortete meine Mutter sofort, noch bevor ich mit einer Begründung aufwarten konnte. „Hast du im Moment so viel zu tun?“ fragte ich und kam mir etwas scheinheilig vor. Schließlich hatte mich die Arbeit meines Vater eigentlich nie so sehr interessiert. Aber ich wollte einfach keine Diskussion über meinen Nachmittag haben. „Es geht!“ antwortete mein Vater „es ist halt manchmal so, dass alle mal ranmüssen, um die Arbeit zu schaffen!“
„Bitte sehr!“ meine Mutter schob zwei Teller vor uns hin, auf den Bratkartoffeln und eine Bratwurst lagen. In der Mitte des Tisches stand schon eine Schüssel Salat, in die wir nach alter Sitte mit unseren Gabeln hineinlangen konnten.
Ich aß mit gutem Appetit und es schmeckte – wie immer - super gut! Ab und zu schaute ich meine Mutter an, die seit heute meine Vertraute war. Und wenn sich unsere Blicke trafen, lächelte sie. Ich konnte das Lächeln damals nicht so recht deuten. Es war eine Mischung aus Zuneigung und Verzweiflung, aus Liebe und Kummer!
Und dann schaute ich auch meinen Vater an. („Das darf Vater niemals erfahren!“ hatte mich Mutter eingeschworen.) Was würde er denn machen? fragte ich mich. Mich verprügeln? Mich wegsperren? Mich rausschmeißen? Mit mir zum Arzt gehen? Mit mir in die Kirche gehen? Nein! Das letzte ganz und gar nicht. Er war kein Kirchgänger und ich hatte auch nicht den Eindruck, e
a member… Das letzte ganz und gar nicht. Er war kein Kirchgänger und ich hatte auch nicht den Eindruck, er sei sehr gläubig gewesen. Ich wollte mir darüber keine Gedanken machen. Oftmals hatten Mitschüler regelrechte Horrorgeschichten erzählt, wie besonders ihre Väter mit ihnen umgegangen waren, weil sie irgendetwas angestellt hatten. Keine Frage: Prügelstrafe war gesellschaftsfähig und das probate Mittel damals.
Das Abendessen verlief ohne große Unterhaltung. Ich half beim Abwasch und verzog mich dann mit dem Gruß für „einen schönen Abend noch“ in mein Zimmer.
Morgen musste ich ja wieder in die Schule… Ich suchte die passenden Bücher für die Unterrichtsstunden zusammen und packte sie ein. Und morgen….würde ich auch wieder Peter treffen! Ich erschrak etwas und legte mich spontan längs auf mein Bett. Peter! Ja! Was dann? Sollte ich ihm morgen….nein….aber….oder doch….?