Meine ersten Erfahrungen... (51)

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Mein Schlaf in der Nacht war alles andere als ruhig und erholsam. So genau erinnere ich mich nicht mehr daran, aber ich habe Fürchterliches geträumt. Ein Stück davon war, dass ich Horst mit Peter zusammen aus dem Schwimmbad kommen und in seinen VW-Käfer einsteigen habe sehen. Es war grausam! Wie konnte sich ein Hirn bloß so eine Geschichte ausdenken?
Ich taumelte am Morgen aus dem Bett und unter die Dusche. Üblich: Anziehen, Schultasche greifen, ein schwaches „Moin“ in der Küche an meine Mutter, den Kaffee im und die doppelte Brotscheibe im „Vorbeigehen“ und raus.
Es war ein Morgen eigentlich so gar nicht für die Schule. Die Sonne schien schon recht warm, in der Nacht hatte es nicht viel abgekühlt, ich hatte nicht mehr an, als unbedingt notwendig. Lieber hätte ich jetzt irgendwo am Bach gesessen oder wäre im Schwimmbad oder bei Horst…. Oh Gott, ich unterbrach sofort meine Träume, als ich um die Ecke kam. An der Bushaltestelle stand Peter!
„Ok“ sagte ich zu mir „jetzt oder nie!“ Ich ging auf ihn zu. „Guten Morgen, Peter!“ Ich wollte in sein Gesicht schauen, aber er schaute demonstrativ in die andere Richtung. „Moin“ kam etwas undeutlich aus seinem Mund. „Alles klar?“ kam dann noch hinterher. „Ich… ich weiß nicht!“ stotterte ich. Mit so einer Frage hatte ich jetzt nicht gerechnet. „Warum?“ er schaute mich jetzt mit großen Augen an „Du hast doch, was du gesucht hast, oder?“ Seine Lippen waren zusammen gepresst. Man konnte seine Wut förmlich dort ablesen. „Äh….“ Mir fiel nichts ein, das jetzt passt. Was sollte ich sagen? „Ja, Peter. So ist es?“ oder „Warum sagst du so etwas?“ oder „Was soll das heißen?“ Keine dieser Fragen schien mir jetzt angebracht. Am besten wäre es, eine Mischung aus allem zu fragen. Aber das jetzt am frühen Morgen…? Der Bus kam und Peter stieg als erster ein. Er nahm die erst beste freie Bank und legte demonstrativ seine Schultasche auf den Sitz neben ihn. Das war ein deutliches Zeichen! Zack! Hau ab! Kurz blieb ich stehen und hoffte, es sei nur einer seiner Scherze und er werde die Tasche wieder wegnehmen, aber er schaute stur aus dem Fenster und ich verzog mich in den hinteren Teil des Busses.
Mir fiel Horst ein. Wie sagte er? ´Manches, was das Schicksal so macht, versteht man nicht sofort´. Ich wollte es aber sofort verstehen, wollte Klarheit, wollte wissen, wie es weitergeht.
Viel Zeit zum Grübeln hatte ich nicht, die Strecke zur Schule war ja nicht lange.
Kurz vor der Ankunft stand ich schon mal auf, um gleich beim Aussteigen in der Nähe von Peter zu sein. Der Bus hielt, die Türen öffneten sich, wir stiegen aus. Ich war ganz nah hinter Peter „Peter!“ rief ich, nicht zu laut. Er drehte sich um, blieb stehen „Was willst du noch von mir?“ zichte er zwischen den zusammengepressten Zähnen hervor. „Du hast doch viel Spaß mit ihm. Warst bestimmt schon oft bei ihm. Hat er dich schön gelutscht…? Hat er dich schön geblasen…? Hast du ihn auch blasen müssen…? Vielleicht hat er dich auch….? Hä?“ Jede dieser Fragen trafen mich wie ein Peitschenhieb und ich zuckte auch jedes Mal zusammen. Laut sprach Peter nicht, konnte er auch nicht, weil ständig andere Schüler und Schülerinnen vorbeigingen. Er wartete gar nicht auf eine Antwort, er dreht sich wieder um und ging Richtung Eingang.
Ich hatte ja auch wieder keine. Ich kam mir sehr sehr schwach vor, sehr klein, geschunden, geschlagen, hilflos, ertappt, untreu, einsam….alleine! Ganz alleine! Mann o Mann, wie soll das nur weitergehen?
Die Unterrichtsstunden zogen sich hin und es war endlich Zeit für die große Pause.
Ich versuchte nicht nochmal, mit Peter zu reden. Ich musste erst klar mit mir sein, was ich selbst wollte.
Als ich auf den großen Schulhof kam, fand ich Peter erst gar nicht. Dafür kam Renate auf mich zu. „Na du? Siehst heute so gar nicht aufgeräumt aus? Ziemlich mitgenommen! Hast du vielleicht Ärger mit deiner Freundin?“ Dabei hielt sie ihren Kopf in ihrer typischen Art schräg und blinzelte mich aus den halb geschlossenen Augen an. Jeder andere wär
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… ihrer typischen Art schräg und blinzelte mich aus den halb geschlossenen Augen an. Jeder andere wäre glatt dahingeschmolzen. Ich - so glaube ich jedenfalls - starrte sie nur an und dachte `du hast mir noch gefehlt´. Geantwortet habe ich aber „Nee, hab nur schlecht geschlafen!“ ließ sie stehen und ging zum kleineren Teil des Schulhofes.
Und dort sah ich ihn, lustig, albernd in einer kleinen Gruppe von Jungs aus der Parallelklasse an der Kastanie stehen. Und…. Nein!.. Ich rieb mir die Augen. Ich sah, wie er zärtlich seinen rechten Arm um einen etwa gleichaltrigen Jungen legte und wie die Hand ganz langsam den Rücken herunter strich und etwas am Hintern haften blieb! Mir stockte der Atem…..!
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